Die Historie des Stadttheaters Meissen

Inmitten der malerischen Altstadt von Meissen erhebt sich auf dem Theaterplatz das imposante ehemalige Gewandhaus der Tuchmacher. Als Stadttheater wurde es zu einer kulturellen Zierde und einem Mittelpunkt urbanen Lebens in der "Wiege Sachsens", wie die Kreisstadt an der Elbe auch gern genannt wird. Bis 1963 konnten die Meißner ein Theater mit eigenem Ensemble vorweisen, das sowohl in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts als auch in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit nach 1945 beachtliche künstlerische Leistungen hervorbrachte. 1963 fiel das Ensemble der dritten Schließungswelle von DDR-Theatern aus ökonomischen Gründen zum Opfer. Auch für die Landbespielung wurde es nicht mehr gebraucht, denn 1958 wurden die Landesbühnen Sachsen Mehrspartentheater und zur führenden Reisebühne. Seit 1964 begeistern die Gastspiele der Landesbühnen oder des Mittelsächsischen Theaters, Aufführungen der Hochschule für Musik Dresden und der Staatsoperette Dresden, Konzerte, Soloprogramme und vieles mehr die Besucher in den alten Mauern des Gebäudes.
Das Theater Meissen, aufgestellt als gGmbH und 2022 für 2,6 Mill. Euro umfassend rekonstruiert, wird seit dem 1. Februar 2017 von Geschäftsführerin Ann-Kristin Böhme geleitet, einer gebürtigen Meißnerin. Es verfügt über 440 Plätze im Zuschauersaal, als "Kleine Bühne hinter dem eisernen Vorhang" wurde eine intime Theaterform mit 100 Plätzen etabliert.
Das Publikum, welches zu 60 % aus Meissen und zu 40 % aus dem Umland kommt, wird gastronomisch in der Theaterbar und im Theater-Café Käthe willkommen geheißen. Neben dem abwechslungsreichen Spielbetrieb mit dem Profil eines Mehrspartentheaters dient das Haus mehreren professionell angeleiteten Amateurtheatergruppen als künstlerische Heimat.
2015 wurden die "Neuen Burgfestspiele Meißen" ins Leben gerufen, das Stadttheater ist im Rahmen einer Festspielgemeinschaft aus Albrechtsburg, Domstift, Landesbühnen Sachsen, Meißen-Tourist und dem 2011 gegründeten Freundeskreis Theater Meissen mit Zukunft e.V. Veranstalter der Neuauflage dieses traditionsreichen kulturellen Großereignisses im Sommer, welches große Austrahlung auf Stadt und Region hat.

Grundriss von 1851 Das Haus 1941 Der Zuschauerraum 1941 Der Zuschauerraum 1951 Theaterplatz Meissen 1961 Roessl von 1954 La Traviata 1951 La Boheme 1951 Das Orchester 1951 Ballett Coppelia 1955 Gräfin Mariza 1955 Zar und Zimmermann Zuschauerraum 2023 Garderoben-Foyer 2023 Spielstätte Kleine Buehne 2023 Theatergebäude 2023

Lage und Gebäudedaten

  • 1851 Einbau des Theaters mit zwei Rängen in den vorderen Teil des Gewandhauses Meißen durch den Architekten Dr. J. A. Romberg
  • Ausführung über drei Stockwerke auf einer Grundfläche von ca. 15 m mal 28 m
  • 704 Plätze, davon 300 Stehplätze
  • Verzicht auf einen Kronleuchter, Beleuchtung des Zuschauerraums mit 16 vergoldeten Wandlampen mit Milchglaskugeln an den Rangbrüstungen
    Brüstungen verziert mit den Wappen der umliegenden Städte, gemalt vom Malervorsteher der kgl. Porzellanmanufaktur Schreinert, Deckengemälde von Carl Merkel
  • dunkle Farbgebung des Proszeniums: Schwarz-Rot-Gold
  • Bühne: ca. 14 m breit, ca. 11 m tief, auf der Bühne 12 Proszeniums- und 20 Coulissen-Lampen
  • nur ein Bühnenzugang von Unterbühne links hinten
  • 1859/60 Einbau einer Gasbeleuchtung
  • 1873 Einbau einer Luftheizung
  • 1911 Einbau der elektrischen Beleuchtung
  • 1935 Vollwertiges Stadttheater, Umwandlung der Direktion in eine Intendanz
  • 1951 100jähriges Bestehen des Theaters, Beginn einer kompletten baulichen Erneuerung des Hauses
  • 8. Juli bis 15. September 1951: Umgestaltung des Zuschauerraums durch Stadtbaumeister Georg Wolf (Planung und Leitung)
  • Am Ende der Spielzeit 1962/63 Schließung als eigenständiges Theater, seitdem Fortbestehen des Stadttheaters als Gastspielbühne und Kulturhaus
  • 2022 umfassende Rekonstruktion und Modernisierung für 2,6 Millionen Euro

    SZ vom 17.05.2021 über den Zustand des Theaters und das Bauvorhaben
Plan von Meissen 1906

Chronologie bis 1963 (Auszug)

  • 1545 – 1549 Errichtung des Gewandhauses in Meißen als Kaufhalle der Tuchmacher
    Gleichzeitig von Anfang an Nutzung als Gemeinschaftsraum
  • um 1760 Einbau eines Theater-Podiums für die Darbietungen reisender Komödiantentruppen, muss zu Jahrmarktszeiten wegen Handelsbehinderung abgebaut werden
  • 1804 Die Mitglieder der bürgerlichen dramatischen Liebhabergesellschaft „Freundschaftliches Theater“ ersuchen wegen der Kälte im Gewandhaus und der Kosten für den Bühnen-Ab- und Aufbau um Verlegung des Theaters in den Gasthof „Zur Sonne“

  • 1816 Zimmermeister Adam errichtet auf dem ersten Boden (Höhe heutige Bühne) auf eigene Kosten eine Bühne
  • 1817 Die Gesellschaft des „Freundschaftlichen Theaters“ errichtet auf dem zweiten Boden (Höhe des heutigen Ranges, in der rechten Gebäudehälfte vom heutigen Eingang aus) ein Theater, welches dort bis 1834 verbleibt

  • 1831 November Erstes Gastspiel einer Berufstheatergesellschaft (Direktion Kramer)
    gegeben werden Stücke von Raupach, Kotzebue, Birch-Pfeiffer und Angely, aber auch Opern von Boieldieu und Weber, das "Meißner Tageblatt" veröffentlicht 1831 und 1832 die ersten Theaterkritiken, die vom Kommandanten der Kommunalgarde Stein verfasst wurden.
    Die Opern wurden von Musikern der Stadtkapelle und des Orchesters der Porzellanmanufaktur unter Kapellmeister Lotze begleitet.
    (Quelle: "Meißner Tageblatt" 31.12.1926)
  • Weiterhin gastieren die Direktionen Moser, Pfister, Pitterlin und Tietze, Nestroys "Lumpacivagabundus", Schillers "Räuber" und Adams Oper "Der Postillion von Lonjumeau" werden in Meißen gespielt

  • 1834 Kaufmann Heinrich Christoph Langelütje aus Hamburg pachtet den hinteren Teil des Gewandhauses zur Einrichtung einer Zuckersiederei ( existiert bis 1871)
    (laut Stadtchronist Helmuth Gröger 1929: 1834 ist das Geburtsjahr der Meißner Privatindustrie, Eisengußfabrik Jacobi/ Pianofabrik Thürmer/ Dampfschifffahrt/ Telegrafenanschluss)

    Das Theater wird in das vordere, rechte Viertel auf den ersten Boden verlegt und eine Brandmauer aus Lehm zur Zuckersiede errichtet. Grundfläche des Theaters: etwa 8 x 29 m, schräg ansteigender Zuschauerraum, 24 Zuschauerbänke, Bespielung durch die beiden Meißner Gesellschaften: „Freundschaftliches Societäts-Theater“ und „Freundschaftliches Gesellschafts-Theater“ sowie reisende Truppen

  • 1838 oder 1840 Gründung des städtischen Orchesters Meißen mit 17 Mitgliedern unter Stadtmusikdirektor Hartmann
  • 1843 Abkommen mit dem Theaterdirektor Friedrich Matthes, der mit seiner Truppe über drei Jahre während der Wintermonate auftritt (im Sommer bespielt er ab 1844 das neue Sommertheater auf Reisewitz in Plauen bei Dresden)

  • 1851 Umbau des vorderen Teils des Gewandhauses zum Theater (Kosten: 3000 Taler, aufgebracht durch den „Theaterbau-Actienverein“, Architekt: Dr. Romberg). Im Vertrag zwischen Verein und Stadt ( abgeschlossen am 31.7.1851) wird festgelegt, dass die Einnahmen des Theaters für die Rückzahlung des Aktienkapitals zu verwenden sind und dass nach erfolgter Rückzahlung das Theater in das Eigentum der Stadt übergeht. Die Stadt ist in Person von Stadtrat Burkhardt im Direktorium vertreten, kann die Aktionäre auch vorzeitig auszahlen und das Theater erwerben.
  • 13. 11. 1851 Eröffnung mit der Jubelouvertüre von Weber und dem Lustspiel „Die rothe Schleife“ von Deinhardstein
    Direktor: Carlsen, Orchesterleitung: Städtischer Musikdirektor Hartmann
  • 1862 Debut von Anton Friedrich Mitterwurzer
  • 1866 Die von den einquartierten preussischen Truppen im Deutschen Krieg absichtlich demolierte Einrichtung muss erneuert werden
  • 1883 Die erste städtische Direktorin Clara Haberstroh, geb. Buchfink, später verw. Seder, leitet das Theater bis 1896
  • 1921– 1930 Direktor Hans Chlodwig Gahsamas (bei Amtsantritt 27 Jahre alt, gebürtiger Wiener griechischer Herkunft)
    Debuts von Alfons Mühlhofer und Karl Schönböck
  • 1.1.1925 Uraufführung „Kreidekreis“ von Klabund
  • Mitte 1930 wechselt Gashamas wieder nach Wien, um die Leitung des Wiener Bürgertheaters zu übernehmen.
    Am 4. 12.1930 stirbt er dort an einer Blutvergiftung. Seine Witwe übernimmt die Leitung des Meißner Stadttheaters.
    Spielleiter Wilhelm Haardt wird künstlerischer Leiter.
  • 9.12.1930 Vormittag Gedenkfeier im Stadttheater für Chlodwig Gashamas mit Oberbürgermeister Dr. Busch und Dr. Gustav Pichler von der GDBA
  • 1931 Curt Franz Braun wird Pächter und Direktor, gleichzeitig leitet er das Staatliche Sommertheater in Bad Steben/Bayr.
  • 1933 Paul Rainer wird Intendant, das Theater bereist die Abstecherorte Coswig, Großenhain, Grumbach, Gröditz, Lommatzsch, Nossen, Pirna, Riesa, Rosswein, Weinböhla, Wilsdruff
  • vor der Schließung zum 31. 8. 1944 ist Hannes Döbbelin Oberspielleiter und Herbert Nehrlich Musikdirektor,
    1. Kapellmeister ist Richard Breitung



  • 1945/46 Eröffnung mit „Nathan der Weise“ von Lessing. Erstes Zeitstück: „Gerichtstag“ von Julius Hay
  • 10.9.1945 1. Nachkriegssinfoniekonzert, Dirigent: Richard Breitung, Werke von Mozart, Beethoven, Schubert und Mendelssohn
  • 1946 – 1948 Intendant Alexander Kociolek
    Begründer des Opern-Ensembles
    stellv. Intendant: Fritz A. Kirchhoff, Oberspielleiter des Schauspiels: Hannes Döbbelin, Spielleiter: Ernst Nowack und Erich Gutte, Dramaturgie: Charlotte Franz, Spielleiter der Oper: Paul Friebel, Spielleiter der Operette: Heinz Trolle, Ballettmeisterin: Käte Müting, Musikalischer Oberleiter: Johannes Fritzsche, 1. Kapellmeister: Richard Breitung, Ausstattungsleiter und Bühnenbildner: Curt A. Engel,
    Abstecherorte: Lommatzsch, Nossen, Weinböhla, Wilsdruff
  • 1946 erste eigene Opernaufführung: „Madame Butterfly“ von Puccini
  • 1948 – 1955 Intendant Fritz H. Kirchhoff
    (seit 1945 als Schauspieler und Regisseur am Meißner Stadttheater) 118 Mitarbeiter
  • 1950/51 24 Inszenierungen (12 Schauspiele/ 8 Operetten/ 2 musikalische Lustspiele/ 2 Märchen), 152 Abstechervorstellungen mit 6853 gefahrenen Kilometern (entspricht der Entfernung Meißen-Kapstadt)
  • 1953/54 188.996 Zuschauer in 463 Vorstellungen, davon 152 Schauspielabende und 156 Operettenabende mit je über 50.000 Zuschauern
  • 1955 – 1959 Intendantin Jutta Klingberg
  • 1959 – 1963 Intendant: Rudolf Schultheiß
  • 1963 Auflösung des Ensembles, Weiterbestehen des Hauses als Gastspieltheater und Kulturhaus

Dokumente

Der Graf von Luxemburg 1953/54 (Theaterarchiv Schwarze)

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Der Untermieter UA 1953 (Theaterarchiv Schwarze)

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Der Juxbaron 1953/54 (Theaterarchiv Schwarze)

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Der Vogelhändler 1953/54 (Theaterarchiv Schwarze)

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Das Spielzeitheft 1954/55 (Theaterarchiv Schwarze)

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Mitteilungsblatt Nr. 2 1957/58 (Theaterarchiv Schwarze)

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Othello 1957/58 (Theaterarchiv Schwarze)

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Die lustige Witwe 1958/59 (Theaterarchiv Schwarze)

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Ein Sommernachtstraum um 1958 (?) (Theaterarchiv Schwarze)

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Spielzeitheft 1961/62 (Theaterarchiv Schwarze)

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Das Heft der letzten Spielzeit mit eigenem Ensemble 1962/63 (Theaterarchiv Schwarze)

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Servus Peter 1962/63 (Theaterarchiv Schwarze)

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Die lustigen Weiber von Windsor 1962/63 (Theaterarchiv Schwarze)

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Der Obersteiger 1962/63 (Theaterarchiv Schwarze)

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